Benedikt Braun, Justyna Janetzek, Katerina Kuznetcowa und Alexander Edisherov, Simon Mehling, Dagmar Reichel, Jan Philip Scheibe, Käthe Wenzel und weitere
Brennstoff
Auf Grund der Wetterlage gibt es eine Programmänderung zur Ausstellungseröffnung
BRENNSTOFF - the planet has a funny way of stopping a fight
Treffpunkt am Sonntag, 6. August 2023, 13 Uhr, ist nicht die Open Air-Bühne Hoher Busch,
sondern der Parkplatz Josef-Kaiser-Allee 1 (an der Grillwiese).
Nach der Begrüßung durch Bürgermeisterin Sabine Anemüller erläutern Kurator Roger Rohrbach und Jutta Pitzen, Leiterin der Galerie im Park,
die Kunst-Installationen bei einem Rundgang im Wald.
Wetter- und waldfeste Kleidung wird empfohlen.
- Einlass: 13:00 Uhr
- Beginn: 13:00 Uhr
Weitere Informationen
Im Viersener Waldgebiet „Hoher Busch“ bilden unter dem Titel „the planet has a funny way of stopping a fight“, kuratiert durch Roger Rohrbach, Installationen der zeitgenössischen Künstler*innen Benedikt Braun, Justyna Janetzek, Katerina Kuznetcowa und Alexander Edisherov, Simon Mehling, Dagmar Reichel und Käthe Wenzel einen außergewöhnlichen Rundweg.
In diesem Jahr knüpft auch die „Stadtbesetzung“ des Kultursekretariates NRW an das Projekt „Brennstoff“ an. Zu Gast ist der Künstler Jan Philip Scheibe. Seit Jahren steht in seiner Arbeit die Rezeption von Natur und von der Rolle, die der Mensch in der Gestaltung von Landschaft spielt, im Mittelpunkt. In Interventionen und Aktionen widmet er sich in Viersen der Frage: Was macht die rapide Veränderung unserer Waldheimat mit uns, unserer landschaftlichen Heimatverbundenheit, unserer Waldkultur und Waldsehnsucht?
Die Außenarbeiten werden parallel in der Galerie im Park vorgestellt, ergänzt durch Kunstwerke, die sich ebenfalls den Themen Baum und Wald widmen. Neben Graphiken aus der Sammlung der Stadt Viersen zeigt die Ausstellung Arbeiten von Rainer Fetting, Swaantje Güntzel, Jörg Kratz. Sonja Kreutzer, Hiroshi Sugito und Käthe Wenzel.
Mit Jugendlichen wurde für einen Selfie-Erlebnisraum der Wald in die Galerie geholt. Daneben zeigen Viersener Senior*innen ihre „Walderinnerungen“, die sie mit der Künstlerin Dagmar Reichel künstlerisch in Szene setzten.
Im Erdgeschoss präsentieren Viersener Erstklässler*innen Kunstwerke nach dem Motto „Im
Wald, da sind…“. Mit ihren Gestaltungen bewarben sich die Schulklassen um das begehrte
Angebot, ab dem Schuljahr 2023/24 zu den „Kulturstrolchen“ zu gehören.
Im Anschluss gibt Jutta Pitzen, Leiterin der Galerie im Park, eine Einführung in das Projekt, bevor Kurator Roger Rohrbach zu einer Führung zu den Installationen im Wald einlädt.
Das Ausstellungsprojekt wird gefördert durch das Programm der Regionalen Kulturpolitik des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und unterstützt durch den Viersener Verschönerungsverein.
the planet has a funny way of stopping a fight
Kurzinformationen zu den Künstler*innen und ihren Arbeiten auf dem durch Roger Rohrbach kuratierten Rundweg im Viersener Waldgebiet „Hoher Busch“
Benedikt Braun
*1979 in Konstanz, lebt und arbeitet in Weimar
2001-09 Studium Visuelle Kommunikation und Freie Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar
Hier auch.
2011/2023. Holz, Lack, Lenkrollen, diverse Materialien
Für seine Arbeit „Hier auch“ baut Benedikt Braun aus simplem Material Bauformen, die als Zaun erkannt werden. Das viereckige Grundmaß steckt dabei einen Teil des Waldgebiets Hoher Busch in Viersen ab und schürt so den Gedanken, dass etwas geschützt wird oder die Betrachter*innen ferngehalten werden sollen. Die Arbeit weckt Interesse für einen klar umzäunten Bereich. Die Lenkrollen geben Hinweis auf die Mobilität der Konstruktion, die von Benedikt Braun auch als umherziehende Schafe gesehen wird und sowohl „hier“ als „auch“ an anderer Stelle der Ausstellung zu finden ist.
Justyna Janetzek
*1986 in Klosterbrück/Polen, lebt und arbeitet in Viersen
2006 Abschlussdiplom an der Kunstoberschule Jan Cybis in Oppeln/Polen. 2006-2009 Studium am Institut für Kunst der Universität Oppeln/Polen. 2010-2016 Studium Freie Kunst an der Kunstakademie Münster, Meisterschülerin Maik und Dirk Löbbert
fragmentary traces
2023. Stahl und Augmented Reality
Den Baumstumpf einer Buche nimmt Justyna Janetzek als Ausgangspunkt für ihre Arbeit „fragmentary traces“, die als Skulptur für die Waldsituation und den Ort konzipiert wurde. Erweitert wird die Arbeit durch Augmented Reality.
Die physische und digitale Schnittstelle der Arbeit kann parallel zur Begegnung von Mensch und Natur gesehen werden. Als „Zeitzeuge“ steht der Baumstumpf an einem später angelegten Weg. Der Ort macht die Eingriffe des Menschen und die Nutzung des Waldes sichtbar. Die ökologische Veränderung ist Reaktion auf die Handlungen des Menschen. Diese Handlung wird durch die Besucher*innen des Waldes, und auch durch die Künstlerin, hinterfragt und versucht zu verstehen: Warum wurde der Baum gefällt? Welche Geschichten hat der Baum erlebt? Wie wurden die Wurzeln ausgebildet? Warum ragen sie über den Hang? Woher stammt die Wölbung im Erdboden?
Die Arbeit „fragmentary traces“ greift eine mögliche Form des Baumes/der Baumkrone auf, die er gehabt haben könnte, bevor er gefällt wurde. Die Form ist bruchstückhaft, so wie die Erinnerung oder die Einzelteile, in die er zerlegt wurde, oder die vielfältigen Möglichkeiten der Weiterverarbeitung. Fragmente der Assoziationen, die dieser Baumstumpf bei uns auslöst.
Das Waldgebiet Hoher Busch oder Natur im Allgemeinen sind, nicht zuletzt durch unsere Erlebnisse hier, emotional aufgeladen und vielfältig konnotiert. In der Arbeit von Justyna Janetzek werden die formalen Strukturen der Wurzeln aufgegriffen. Wie tastende Ausläufer, die zu Stützen werden können, schwirren sie um Fragen wie: Wie verstehen wir Natur? Wie greifen Natur und Kultur ineinander? Kann die Beziehung zwischen Mensch und Natur funktionieren? Muss sie neu gedacht werden? Können Technologie und Digitalisierung Vehikel sein? Sind technische Erfindungen so mit uns verwoben, dass wir bereits in einer Zeit leben, die postnatürlich ist? Welche Vor- und Nachteile lassen sich benennen?
Katerina Kuznetcowa und Alexander Edisherov
Leben und arbeiten in Köln
Katerina Kuznetcowa *1974 in Smolensk/Russland
1991-1996 Studium Textilgestaltung an der Staatlichen Technologischen Universität in Witebsk/Weißrussland, 1999-2007 Studium Freie Kunst an der Kunstakademie Münster, Meisterschülerin Maik und Dirk Löbbert
Alexander Edisherov *1973 in Tbilissi/Georgien
1989-1995 Studium Malerei an der Fachhochschule in Tbilissi, 1995-1998 Studium Malerei an der Kunstakademie Tbilissi, 1998-2006 Studium Freie Kunst an der Kunstakademie Münster, Meisterschüler Maik und Dirk Löbbert
Zum ewigen Frieden
2023. Fahneninstallation
Für die Ausstellung “the planet has a funny way of stopping a fight“ im Waldgebiet Hoher Busch, Viersen, haben die Künstler*innen eine Arbeit für den historischen Bismarckturm entwickelt. Eine weiße Fahne sollte als Zeichen des Friedens und als mögliches Imaginationsfeld an dem Fahnenmast des Turmes gehangen werden und so das für die Ausstellung geplante Triptychon komplementieren.
Wegen der aktuellen Witterung und aus baustatischen Gründen kann die Arbeit bedauerlicherweise nicht installiert werden.
Die Fahne wurde stattdessen in die Ausstellung in der Galerie im Park integriert.
Der Bismarckturm wurde zum Beginn des 20. Jahrhunderts durch Viersener Bürger*innen zu Ehren Bismarcks und als Zeichen von Patriotismus errichtet. Neben der Funktion als Aussichtsturm wurde das Denkmal bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs jährlich am Geburtstag Bismarcks befeuert: Eine Flamme, die über zwei Stunden teilweise bis 5 Meter in der Höhe ragte, war ein pompöses Bild, das als Kartenmotiv verwendet und zum Wahrzeichen wurde.
In der Arbeit „Zum ewigen Frieden“ ist ein weißes Tuch, das als Fahne auf die Spitze des Bismarckturmes – an dem vorhandenen Fahnenmast – gehängt wird, eine Abstraktion, die als Fremdkörper wahrgenommen werden kann. Die weiße Fläche hat unzählige Bedeutungen, die je nach kultureller Prägung unterschiedlich verstanden werden. Weiß ist die Farbe der Reinheit, der Güte, der Leere, des Hilferufs, des Unbekannten und der Unschuld. Die Fahne lässt sich als mögliches Projektionsfeld persönlicher Gedanken verstehen und wird so zum demokratischen Möglichkeitsraum der Bürger*innen.
Wegen der aktuellen Witterung und aus baustatischen Gründen kann die Arbeit bedauerlicherweise nicht installiert werden.
Simon Mehling
*1995 in Würzburg, lebt und arbeitet in Münster
2015-2023 Studium Freie Kunst an der Kunstakademie Münster, Meisterschüler von Maik und Dirk Löbbert
Neubaustopp
2023. Mixed Media
Simon Mehling nutzt für seine Arbeit „Neubaustopp“ gefundene und gebrauchte Materialien, die er innerhalb seines Werks recycelt. Die Arbeit stellt Fragen nach Bauweisen, Vorschriften und der Nutzung von Materialien.
Wegen langwieriger Verfahren wird das Fertigen von Neubau-Immobilien häufig vor der offiziell ausgestellten Genehmigung begonnen. So steht Simon Mehlings Arbeit zwischen dem Gedanken an eine hinterlassene Bauruine und einem innovativen Pionier, der Anfang einer Siedlung im Viersener Waldgebiet Hoher Busch ist.
Dagmar Reichel
*1968 in Moers, lebt und arbeitet in Viersen
2006-09 Studium Kulturpädagogik (BA), Hochschule Mönchengladbach, 2009-10 Postgraduierte Weiterbildung, Kuratorische Praxis und Ausstellungsmanagement, Universität Hildesheim
Einer von den guten Tagen 1 – 51 ̊15‘53.579“N, 6 ̊22‘13.54“E
Einer von den guten Tagen 2 – 51 ̊15‘43.279“N, 6 ̊22‘16.78“E
Einer von den guten Tagen 3 – 51 ̊16‘0.815“N, 6 ̊21‘49.129“E
2023. Textilbanner
An drei unterschiedlichen Stellen im Waldgebiet Hoher Busch markiert Dagmar Reichel mit konkret angegebenen Koordinaten „einen von den guten Tagen“. Auf der Basis von Fotografien, die den jeweiligen Blick in den Himmel und durch die Baumwipfel zeigen, erstellt Dagmar Reichel im Atelier kleinformatige Collagrafien. An den Ursprungsort kehrt das Motiv nun in monumentaler Vergrößerung auf eine nachhaltige Plane übertragen zurück.
Eingesetzt in Aufsteller am Wegrand regen die Arbeiten in ihrer formalen Nähe zu Landkarten oder Orientierungsschildern die Besucher*innen zur Auseinandersetzung mit der Verortung der eigenen Positionen im sich durch die Jahreszeiten und Umwelteinflüsse verändernden Wald an oder geben Anreize, einen ruhigen und atmosphärischen Ort zu suchen, rauszukommen, einen von den schlechten Tagen hinter sich zu lassen oder einen guten zu beginnen.
Käthe Wenzel
Geboren in Aachen, lebt in Berlin
Professorin für Ästhetische Praxis an der Europa Universität Flensburg
Bonebirds
2003-2015. Tierknochen, Federn
Technisch gesehen, bestehen Vögel hauptsächlich aus Federn und Knochen; das Verblüffende ist, was sie damit tun. Menschen sind Fußgänger – was sie nicht davon abhält, vom Fliegen zu träumen. Käthe Wenzels „Bonebirds“ sind Teil der Bone-Sculpture-Arbeiten, die Verwandtschaft, Artensterben und Verlust thematisieren.
Mit dabei ist im Wald auch im Rahmen der Stadtbesetzung des Kultursekretariates NRW der Künstler Jan Philip Scheibe, in Viersen bereits bekannt durch seine Stadtrundgänge in der Dämmerung mit geschulterter Laterne 2020. Seit langem steht in seiner Arbeit die Rolle, die der Mensch in der Gestaltung von Landschaft spielt, im Mittelpunkt. In Viersen widmet er sich in diesem Sommer der Frage: Was macht die rapide Veränderung unserer Waldheimat mit uns und unserem Verhältnis zum Wald?
Jan Philip Scheibe
*1972 in Lemgo, lebt und arbeitet in Hamburg
1996-2001 Studium Objekt-Design mit dem Schwerpunkt Umweltgestaltung und Lichtkunst an der Fachhochschule Aachen
ICH BUNKER
2023. Palettenholz, Lehmputz, diverse Materialien
Mitten im Wald hat Jan Philip Scheibe aus Europaletten und Lehmputz einen „Schutzbunker“ installiert. Im engen Innenraum laden Beleuchtung und karges Mobiliar ein, für eine Weile Ruhe, Schutz und Aussicht auf den Wald zu finden.
Goldener Baum
2023. Abgestorbener Baum, Blattgold-Imitat, Goldspray
Anknüpfend an frühere Arbeiten, in denen Jan Philip Scheibe einen umgestürzten Baum im Lemgoer Wald mit blauer Farbe versehen hat und abgestorbene Fichten mit einer Graphitschicht im Galerie- oder Museumskontext gezeigt hat, wird nun ein aufgebockter Stamm im Wald samt Geäst partiell vergoldet.
Termine während der Ausstellung:
Dienstag, 08.08 2023, 12 Uhr (Vorplatz der Galerie im Park)
Muurejubbel – Eine Kochaktion auf totem Fichtenholz.
Der Künstler Jan Philip Scheibe trägt eine tote Fichte aus dem Wald bis zur Galerie im Park. Auf dem Vorplatz entastet und zerlegt er sie. Auf einem mit den Fichtenscheiten beheizten Gulaschofen bereitet er „Muurejubbel“. Eingeladen wird zum Eintopfessen und zum Gespräch über den Zustand der Wälder.
Samstag, 12.08.2023, 11 Uhr
Der Künstler unter den Bäumen – Eine Waldintervention
So wie in Italo Calvinos Roman der junge Cosimo im 18. Jhd. beschließt, in den Bäumen des Apenningebirges zu leben, verbringt Jan Philip Scheibe 24 Stunden in einer Kinderspielhütte aus Kunststoff mitten im Viersener Hohen Buch. Tagsüber bereitet er auf einem kleinen Herd Kaffee und Kuchen zu, abends wird die Hütte illuminiert und Waldgetränke werden gereicht.
Sonntag, 20.08.2023, 11 Uhr
Führung durch die Ausstellung in der Galerie im Park
Donnerstag, 24.08.2023, 19 Uhr (Treffpunkt Parkplatz Josef-Kaiser-Allee 1)
Führung im Wald
mit Jutta Pitzen und Kurator Roger Rohrbach
Samstag, 26.08.2023, 14 Uhr (Treffpunkt Parkplatz Josef-Kaiser-Allee 1)
Kunstbesuch im Wald
mit den Künstlerinnen Justyna Janetzek und Dagmar Reichel.
Anschließend Austausch und Begegnung im Atelier Dagmar Reichel, Süchtelner Straße 163, 41747 Viersen
Dienstag, 05.09.2023, 13-13:30 Uhr
Kunst-Imbiss
Kurzführung in der Galerie im Park
Samstag, 09.09.2023, 16:30 Uhr (Albert-Stracke-Platz, 41747 Viersen)
Über den Wolken. Faszination am Himmel
Lesung mit mitgebrachten Decken und Pausen-Picknick
Sprecherin: Katja Stockhausen, Schauspielerin und Sprecherin
Moderatorin: Dr. Rita Mielke
Donnerstag, 21.09.2023, 14-16 Uhr (Galerie im Park)
Ausstellungsbesuch für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen
Ein kleiner „Urlaubstag ohne Koffer“ mit Kunstbegegnung, Kaffee und Kuchen sowie einem praktischen Angebot der Künstlerin Dagmar Reichel.
In Zusammenarbeit mit dem Demenz Netzwerk im Kreis Viersen, der Seniorenberatung/Pflegestützpunkt der Stadt Viersen, der Gerontopsychiatrischen Beratungsstelle des LVR und dem Treffpunkt Mitte.
Anmeldung Seniorenberatung, Sonja Mertens, Telefon 02162 101-300, senioren@viersen.de
Führungen für Gruppen und Schulklassen in der Galerie im Park und im Wald nach Absprache.
Brennstoff
06. August – 24. September 2023
Städtische Galerie im Park
Rathauspark 1, 41747 Viersen
Öffnungszeiten:
Di, Mi, Fr, Sa 15-18 Uhr, Do 15-20 Uhr, So 11-18 Uhr
Eintritt frei
Tel. 02162 101-160
galerie@viersen.de
www.viersen.de